Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) einfach erklärt: So liest du diese wichtige Kennzahl richtig

Was ist das KGV
Was ist das KGV

Wer mit Aktien starten möchte, stößt sehr schnell auf eine Kennzahl: das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV. In fast jedem Börsenportal wird es angezeigt, regelmäßig in Analysen erwähnt und oft als „wichtig für die Bewertung“ beschrieben. Aber was bedeutet das KGV eigentlich genau, wie wird es berechnet und taugt es wirklich als Entscheidungshilfe beim Aktienkauf – gerade für Anfänger?


Was ist das KGV?

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis gehört zu den zentralen Bewertungskennzahlen an der Börse. Es setzt den aktuellen Aktienkurs ins Verhältnis zum Gewinn je Aktie, also dem sogenannten EPS (Earnings per Share). Die Formel ist einfach: KGV = Aktienkurs / Gewinn je Aktie.

Ein kurzes Beispiel macht das greifbar: Kostet eine Aktie 50 Euro und das Unternehmen erwirtschaftet 5 Euro Gewinn pro Aktie, liegt das KGV bei 10. Theoretisch bedeutet das: Wenn der Gewinn gleich bleibt und komplett an dich zurückfließen würde, wäre der aktuelle Aktienkurs nach zehn Jahren „eingespielt“. In der Realität ist es natürlich komplexer, aber als Orientierung hilft dieses Bild.

Was sagt das KGV über eine Aktie aus?

Oft hört man: „Niedriges KGV ist gut, hohes KGV ist schlecht.“ So einfach ist es allerdings nicht. Ein niedriges KGV kann darauf hinweisen, dass eine Aktie eher günstig bewertet ist. Ein hohes KGV deutet darauf hin, dass Anleger bereit sind, viel für die zukünftigen Gewinne zu bezahlen – sie erwarten also Wachstum. Entscheidend ist immer der Kontext.

Ein KGV von 15 kann bei einem Technologieunternehmen, das stark wächst, moderat oder sogar günstig sein. In einer langsam wachsenden Branche wie Stahl oder Versorger könnte das gleiche KGV bereits als ambitioniert gelten. Auch die Historie einer Aktie spielt eine Rolle: Steht das aktuelle KGV deutlich über dem eigenen Durchschnitt der letzten Jahre, kann das auf eine Überbewertung hinweisen – umgekehrt genauso.

Trailing, Forward und historisches KGV

Bei der Betrachtung dieser Kennzahl ist auch wichtig, auf welche Gewinne sie sich bezieht. Häufig wird das sogenannte „Trailing KGV“ verwendet. Dabei werden die Gewinne der letzten zwölf Monate zugrunde gelegt – ein Blick in den Rückspiegel.

Daneben gibt es das „Forward KGV“. Hier basieren die Berechnungen auf Gewinnschätzungen von Analysten für die kommenden Jahre. Das kann hilfreich sein, um die Erwartungen des Marktes an die Zukunft zu verstehen. Allerdings sind Prognosen nie sicher.

Schließlich gibt es noch die historische Betrachtung: Das KGV vergangener Jahre hilft dabei zu erkennen, ob eine Aktie heute im Vergleich zu ihrer eigenen Vergangenheit teuer oder günstig wirkt. Genau diese Kombination aus aktuellem und historischem KGV macht die Kennzahl für Anleger spannend.

Wie gut ist das KGV als Indikator wirklich?

Das KGV ist praktisch, weil es schnell erfassbar ist und sich leicht berechnen lässt. Gerade innerhalb einer Branche kannst du damit Unternehmen grob vergleichen und erste Auffälligkeiten erkennen – etwa extrem hohe oder sehr niedrige Bewertungen. Für eine erste Orientierung ist das ideal.

Auf der anderen Seite hat das KGV klare Grenzen. Gewinne können stark schwanken, etwa durch Sondereffekte, Krisen oder einmalige Abschreibungen. In solchen Jahren kann das KGV extrem hoch oder niedrig aussehen, ohne dass sich das Geschäftsmodell wirklich verändert hat. Hat ein Unternehmen Verluste, gibt es gar kein sinnvolles KGV. Zudem kann die Kennzahl durch Bilanztricks oder Einmaleffekte verzerrt werden. Und: Das KGV blendet Wachstum, Zinsumfeld, Verschuldung und Cashflow komplett aus.

Das PEG-Verhältnis: Ein besserer Blick auf Wachstum

Um das KGV realistischer einzuordnen, nutzen viele Anleger das sogenannte PEG-Verhältnis (Price/Earnings to Growth). Es verknüpft das KGV mit dem erwarteten Gewinnwachstum. Die Formel lautet: PEG = KGV / erwartetes Gewinnwachstum in Prozent.

Ein Beispiel: Hat eine Aktie ein KGV von 20 und das erwartete Gewinnwachstum liegt bei 20 Prozent, ergibt sich ein PEG von 1. Grob gesagt gilt: Werte unter 1 werden oft als eher günstig angesehen, Werte deutlich über 1 als eher teuer. So bekommst du ein besseres Gefühl dafür, ob ein scheinbar hohes KGV durch starkes Wachstum gerechtfertigt sein könnte – oder nicht.

Wie lange dauert es, bis man sein Geld „wieder drin“ hat?

Immer wieder liest man die Aussage, das KGV zeige an, nach wie vielen Jahren sich eine Aktie refinanziert hat. Theoretisch stimmt das: Ein KGV von 10 bedeutet, dass bei gleichbleibendem Gewinn zehn Jahre nötig wären, um den Kaufpreis über Gewinne wieder hereinzuholen. In der Praxis ist das aber nur ein grobes Gedankenexperiment.

Gewinne verändern sich laufend, Unternehmen wachsen, zahlen Dividenden, investieren, kommen in Krisen oder erleben Boomphasen. Das KGV bildet nur einen Momentzustand ab, keine feste Zusage für die nächsten zehn Jahre. Es ist also eher eine Denkhilfe als eine reale Zeitleiste.

Wie du das KGV sinnvoll im Alltag nutzt

Für Anfänger ist das KGV ein guter Einstieg in die Welt der Kennzahlen, solange klar ist: Es ist nur ein Baustein in der Analyse. Du solltest es immer im Branchenvergleich betrachten und zusätzlich mit weiteren Kennzahlen kombinieren, etwa mit Cashflow, Verschuldung, Dividendenrendite, Margen oder eben dem PEG-Verhältnis.

Besonders sinnvoll ist es, das KGV einer Aktie nicht nur mit Wettbewerbern zu vergleichen, sondern auch mit ihrem eigenen langfristigen Durchschnitt. Liegt die Bewertung aktuell deutlich darüber, kann das ein Warnsignal sein. Liegt sie klar darunter, könnte sich eine Chance ergeben – vorausgesetzt, die Qualität des Unternehmens stimmt noch.

Fazit: Das KGV als hilfreicher Schnappschuss – aber nie die ganze Wahrheit

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist wie ein Schnappschuss: Es zeigt dir, wie der Markt die aktuellen Gewinne eines Unternehmens heute bewertet. Dieser Schnappschuss kann dir helfen, ein Gefühl für günstig oder teuer zu bekommen, ersetzt aber niemals eine vollständige Analyse.

Kurz gesagt: Ja, das KGV ist wichtig – aber nur als erste Orientierung. Es reicht nicht aus, um eine Aktie allein daraufhin zu kaufen oder zu verkaufen. Wer klug investieren will, nutzt das KGV im Zusammenspiel mit anderen Kennzahlen und einem grundlegenden Verständnis für das Geschäftsmodell des Unternehmens.

Wenn du mehr über Kennzahlen wie KUV, KCV oder Dividendenrendite erfahren möchtest, bleib dran auf KeinPlanVonAktien.de – hier erklären wir dir die Börsenwelt Schritt für Schritt, einfach und verständlich.


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